Wir segelten vom 23. Dezember 2017 – 01.Januar 2018
auf dem Hauraki Gulf
Wir schreiben den 23. Dezember und heute laufen wir aus!
Mir ging es wesentlich besser, wenn auch noch nicht tipitopi, aber egal heute geht es los. Wir packten unseren Albert, beluden das Boot, kauften noch ein und starteten Richtung Kawau Island.
Ich bin absoluter Segelneuling. War vorher noch nie auf einem Segelboot, geschweige denn bin ich je gesegelt. Bei der Planung hatte ich bereits meine Bedenken bzgl. eventueller Seekrankheit geäußert. Heute war meine Feuertaufe. Und was für eine. Es war richtig krasser Seegang. 2 Meter hohe Wellen. Es war eine Herausforderung, aber ich wurde nicht seekrank.
Nach ein paar Stunden kamen wir an Kawau Island an. Ankerten in der Bostaquet Bay. Schön hier. Heute Abend gab es Fisch und zwar gegrillt.
Die Nacht war etwas wackelig. Sehr wackelig. Der Freund von Andys Schwester war unser Skipper (Chef auf dem Boot). Er lief nachts auf dem Boot rum. Mit seiner roten Stirnlampe konnte ich das im ersten Moment und schlaftrunken überhaupt nicht einschätzen und fand es sehr unheimlich. Üble Nacht. Ob das so die nächsten Tage auch wird?
Heiligabend.
Segeln nach Great Barrier Island. Wir haben kleine blaue Pinguine im Meer gesehen. Wow. Mega cool! Uns erwartete eine schöne ruhige Bucht, die Kiwiriki Bay. Es gab Rindersteaks mit Salat. Plätzchen. Christbaum. Lichterkette. Geschenke. Bescherung. Andys Schwester sang „Stille Nacht Heilige Nacht“. Es war ein wirklich schönes Weihnachtsfest.
Nachts zeigte sich dann noch der Sternenhimmel der Südhalbkugel. Atemberaubend. Diese Milchstraße. Ein wenig, bis ein bisschen mehr, vermisse ich meine Familie. Und trotzdem ist es schön mit einem Teil der neuen Familie Weihnachten zu verbringen. Es ist merkwürdig in kurzen Sachen auf dem Boot in einer Bucht zu sitzen und Heiligabend zu feiern. Ich bin so weit weg von Zuhause. Mit den Gedanken kurz mal vorbeigeschaut. Es schleicht sich das Gefühl von Veränderung ein. Wie wird das nächstes Jahr sein? Wo werden Andy und ich leben und mit wem werden wir Weihnachten dann zusammen sein? Andy und ich, unsere kleine Familie als Ehepaar? Irgendwann, später ist auch Nachwuchs geplant. Aber nächstes Jahr sicherlich noch nicht.
Ich denke über dieses Jahr nach. Weihnachten macht mich sentimental, nachdenklich, gefühlsduslig. Ich liebe es. Versunken in meiner Gedankenwelt. Übrigens perfektes Ablenkungsmanöver gegen Seekrankheit.
Ich bin so dankbar für den Mann an meiner Seite. Wenn ich ihn ansehe, jedes Mal überkommt mich ein warmes Gefühl und ich spüre absolut bedingungslose Liebe für ihn. Die bisherige Weltreise festigte unsere Beziehung und schweißte uns noch enger zusammen. Oft denke ich, ich kann ihn nicht noch mehr lieben und dann beweist mir das Leben das Gegenteil. Die Gefühle wachsen weiter und jeder Tag macht Spaß zusammen. Wir genießen gemeinsam unsere Beste Zeit im Leben. Wahnsinn, noch vor nicht allzu langer Zeit zählte ich die Tage bis zur Abreise und nun neigt sich das Jahr zu Ende und wir sind mittendrin in unserem größten Abenteuer. Leben unseren Traum. Sind frei, leben, lieben und genießen. Was könnte es besseres geben?
Am nächsten Tag entschieden wir heute nicht zu segeln und in der Bucht zu bleiben. Es wurde ein Chiller-Tag. Der Wind drehte und wurde für unsere geplante Route leider ungünstig bis unmöglich. Wir mussten die Route ändern.
Ab ins Dingi. Andy und ich. Wir paddelten. Also Andy paddelte zu einer Mangrovenbucht. War schön, wieder nur wir zwei. Wir sind gerne für uns. Abends wurde gegrillt. Es war ein gemütlicher Tag. Morgen ist Sturm gemeldet. Vormittags Bucht wechseln und uns dann sturmfest barrikadieren.
Früh morgens geht es los. Vier Mann bzw. Zwei Mann und zwei Frauen auf dem Boot. Die Männer Frühaufsteher und die Mädels Langschläfer, das ist morgens spannend. Wir kommen eher schwer aus den Federn. Die Männer wuseln schon rum und bereiten das Frühstück vor. Wir kümmern uns um den Abwasch danach.
Bucht gewechselt. Die leider keinen Namen hat, aber an der Ostküste von Kaikoura Island lag. Kaum eingerichtet begann es zu regnen. Alles richtig gemacht. Viel gelesen und rumgelümmelt. Nach dem Regenschauer gab es unser letztes BBQ.
Du hast heute nix verpasst.
Der Sturm ist vorüber und wir fuhren am nächsten Tag nach Tryphena Habor. Wir segelten heute fünf Stunden. Jeder hat seine Aufgaben an Bord. Ich kleine. Meine wichtigsten Aufgaben sind: nicht über Bord gehen und nicht seekrank werden. Funktioniert bis jetzt ganz gut.
Außerdem bin ich im Küchenteam. Kochen, Tisch decken, abspülen. Mädels-Sache. Frühstück machen meist die Männer und abends helfen wir auch gern mal zusammen. Bis jetzt läuft alles echt super. Heute sind wir bereits den fünften Tag unterwegs. Duschen fehlt mir noch nicht sooo, aber Haare waschen!! Das wäre traumhaft. Leider ist das nicht möglich. Frischwasser muss gespart werden und es bleibt nur täglich das Bad im Meer. Das im Gegensatz zu den Philippinen wirklich arschkalt ist! Aber gut, was tut man nicht für ein bisschen Körperhygiene. Socken gab es heute auch mal neue. Es ist alles sehr spartanisch, aber lebt sich nicht schlecht. Ich fühle mich wie ein Camper auf dem Wasser. Ich mag Campen und ich liebe das Meer, klingt doch nach einer super Kombi. Es gibt Bratkartoffeln mit Bacon, Zwiebeln und Sour Creme.
Heute sind wir acht Stunden gesegelt. Wahnsinns Programm hingelegt. Wir landeten in der Deep Cove. Und es hat sich gelohnt. Wir haben zwei Haie gesehen und wieder viele blaue Pinguine. Irre. Haie!! Darum sind noch keine Delfine aufgetaucht. Da würd ich auch weg bleiben. Nach dem ankern gibt es meistens ein Bier und es geht gleich eine Runde schwimmen. Auch wenn das Wasser immer noch arschkalt ist. Die Landschaft an der wir vorbeisegeln ist traumhaft. Die Küsten laden ein, wieder zu kommen. Wir haben bereits viele Tipps gesammelt und unsere Route für Neuseeland mit Albert steht so einigermaßen. Eigentlich nicht. Wir wollen einfach von oben nach unten. Wir verstehen uns alle noch echt gut auf dem Boot, trotz des Platzmangels. Trotzdem freue ich mich auch schon wenn Andy, Albert und ich losziehen und wir das Land mit eigenen Augen sehen dürfen. Wir unsere eigenen Erfahrungen sammeln dürfen. Und wir unsere Geschichte weiterschreiben.
Heute sind alle ziemlich kaputt. Es wird ein kurzer Abend mit morgigem „ausschlafen“.
Nachts hatten wir dann noch eine Begegnung der besonderen Art. Was war das für ein dumpfes lautes Geräusch? Sind wir aufgelaufen? „Alle Mann an Deck!“ Es ist 2:00 Uhr und das Nachbar-Motorboot knutschte mit uns. Volle Aufregung. Der Nachbar oder wir sind zu weit beim anderen gelandet. Bzw. haben sich beide Boote nicht in die gleiche Richtung gedreht, sondern entgegengesetzt. Da hat der Radius nicht gereicht und wir dotzten gegeneinander. Upps. Sichtbar war kein Schaden. Glück gehabt. Wir gingen wieder ins Bett. Der Skipper wachte noch 1 1/2 Stunden und schlief dann auch. Was für ein Schreck.
Am Morgen war das Motorboot schon weg und wir saßen um 09:00 Uhr beim Frühstück. Was machen wir heute? Kurz umankern und auf Coromandel bleiben oder weiterziehen? Die Windbedingungen sprechen für weitersegeln. So soll es sein. Wir steuerten auf Waiheke Island zu und kommen Auckland immer näher. Heute ist der siebte Tag auf dem Boot. Es gibt noch ausreichend Bier, Wein und für Silvester zwei Flaschen Sekt. Weniger kühl als gewollt, aber wir geben uns gern damit zufrieden. Essen an Bord geht auch noch nicht aus. Alles paletti soweit. Doch eins fehlt noch: Delfine.
Die See war ruhig und der Wind kam von hinten. Es wurde heiß während der Fahrt. Yeah. Cool. Kurze Hosen und T-Shirt. Yes. „Hey, da hinten is was!“ Ich zeigte in die Ferne. Da war doch eine Rückenflosse. Nicht wie beim Hai durchs Wasser schneidend, sondern auf und ab. „Äh jo das is ein Delfin.“ meinte der Freund von Andys Schwester. „Waaas!!?!? Juhuuu“ Volle Aufregung. Fotoapparate wurden gezückt. Ich freute mich wie eine Schneekönigin. Der Skipper drehte in Richtung der Delfine und ich klopfte wie blöd mit dem Bein ans Boot. Das soll die neugierigen Tierchen anlocken. Und es hat funktioniert. Fünf Delfine steuerten aufs Boot zu und begleiteten uns ganz kurz. Ein Delfin hatte auch sein Junges dabei. Ich schwör es dir, das war einfach nur GROSSARTIG! Die Tiere in freier Wildbahn so nah zu sehen. Ein unglaubliches Erlebnis. Videobeweis gibt es jetzt…
Außerdem kreuzten wieder viele kleine Pinguine unseren Kurs. Süß die Racker. Die Bucht die wir heute aussuchten ist traumhaft. Hook Bay. Das Land war durchzogen von Weiden und Bäumen. Schaf-Gepläcke im Hintergrund. Herrlich. Ich glaube dieses Wort benützte ich in den letzten Tage des öfteren. Wobei es mir hier bis jetzt am besten gefällt. Wir ruderten kurz an Land bzw. zum Strand. Es war aber ein kurzer Landgang. Zurück am Segelboot machte ich noch eine Rückwärtsrolle aus dem Dingi ins Wasser. Eigentlich wollt ich nicht ins kühle Nass. Naja, war wohl nix. Die Sonne ging erst gegen 21:00 Uhr unter und für uns ist das immer noch etwas ungewohnt. Auf den Philippinen war es bereits 17:30 Uhr stockdunkel. Die Umstellung von einem zum nächsten Land ist uns sehr gut gelungen. Mal sehen wie es uns geht, wenn wir nächste Woche mit unserem Van losstarten und uns selbst ein Bild von Neuseeland machen. Es fühlt sich immer noch unrealistisch an. Ja. Wir sind in Neuseeland. Und, ja. Wir machen eine Weltreise! Unfassbar…schön.
Am nächsten Tag nachdem Frühstück ging es zu viert und dem Dingi an Land. Wir liefen ein bisschen auf der Insel rum. Es war wunderschön. Viele Schafe und Vögel. Jetzt gibt es ein paar tolle Bilder.
Kaum wieder an Bord ging es auch schon zack zack weiter. Wir ankerten um. Cowes Bay. Gingen eine Runde schwimmen und vertrieben uns mit sonnen, lesen und essen den restlichen Tag. Morgen geht es weiter und am Montag wollen wir noch auf den Vulkan „Rangitoto“ laufen. Danach geht es zurück nach Auckland. Boot entladen. Sauber machen. Einkaufen. Neues Quartier beziehen. Hundemüde ins Bett fallen. Klingt gut, oder?
Silvester.
Wir ankerten in der Calypso Bay. Hier ist es nicht mehr so einsam und verlassen. Wir ankerten zwar nie völlig alleine in einer Bucht, aber sahen an Land keine Häuser bzw. Lichter. Von der Calypso Bay aus konntest du das Festland sehen und Waiheke. Der Tag verlief ruhig. Am Abend gab es etwas unspektakulär Nudeln mit Pesto und einen lustigen Spiele-Abend. Hingegen der gewöhnlichen Schlafenszeit um 21:00 Uhr hielten wir tatsächlich bis 00:00 Uhr aus. Neuseeland ist nach Samoa das zweite Land auf der Welt das ins neue Jahr startete. Samoa nur eine Stunde früher. Wir sahen um Mitternacht überall an Land Feuerwerk, aber am allerschönsten war unser eigenes Schauspiel. Zufällig entdeckten wir, dass das Wasser um uns herum fluoreszierend war. Es leuchtete. Wie cool! Leider konnten wir keine Bilder machen. Aber Google hilft dir bestimmt.
HAPPY NEW YEAR!
Neujahr.
Heute stand noch “Rangitoto” auf dem Plan. Ein Vulkan.
Nie mussten wir im Regen segeln. Bis auf heute, den letzten Tag. Na bravo. Uns erwischte es. Und wie. Bei Einfahrt in den Hafen. Wir waren alle total durchnässt. Wir räumten noch das Segelboot aus und versuchten es soweit fertig zu machen. Andys Schwester mit Freund wollten morgen den Rest noch erledigen. DUSCHEN UND HAAREWÄSCHE! Herrlich!
Wir sagen vielen, vielen, lieben herzlichen Dank an alle die uns diesen Segeltörn ermöglicht haben!
Es war eine tolle Erfahrung.
DANKE an:
Alexandra und Dominik
Brent
Monika und Alfred