Ich freue mich ehrlich gesagt schon sehr darauf. Ich hab nur Gutes gehört. Viel Kultur und Japan pur. Die mehrstündige Zugfahrt war easy und wir (bzw. Andy das Navigations-Genie) fanden uns gut zurecht. Bis wir in Kyoto ankamen. Wow. Wie chaotisch. Sogar in Tokio war es einfacher. Schlussendlich kamen wir eine Stunde später im Santioago Guesthouse an. Der Fußmarsch mit dem ganzen Gepäck ist jedes Mal sehr anstrengend. Auch wenn mein Rucksack ein paar Kilo leichter wäre, es ist anstrengend. Aber es ist wie es ist. Check-in. Instantnudeln zum Abendessen. Heute wollten wir Wäsche waschen. Das hat auch funktioniert. Nur der Trockner versucht seit über einer Stunde sein Bestes und die Wäsche bleibt feucht und klamm. Wir sind in einem Mehrbett-Zimmer somit fällt Wäsche aufhängen erstmal aus. Unsere Stimmung ist nicht besonders gut heute. Und wieder einmal beginnt es zu regnen. Mal sehen wie es morgen wird. Wir haben vor die Stadt zu erkunden.
Sightseeingtour durch Kyoto. Zu Fuß. Um die Ecke gibt es gleich einen großen Tempel Kiyomizu-dera. Er ist unser Startpunkt. Es regnet. Mal wieder. Und auch heute nervt es uns. Mal wieder.
Weiter ging es eine kleine Gasse die im traditionellen japanischen Baustil gehalten wurde. Viel holzverkleidete Fassaden, kleine Läden und flache Dächer. Es reihte sich ein Souvenir-Laden an den nächsten. Viele Touristengruppen und auch Schulklassen. Ist heute Wandertag? Die Straße führte geradewegs zum nächsten Tempel, wie praktisch. Es ist fast wie in Thailand „Hast du einen Tempel gesehen, hast du alle gesehen.“ Natürlich gibt es Unterschiede, aber meine Begeisterung nimmt nach dem dritten Tempel rapide ab. Trotz des Regens verging der Tag schnell und auch das Laufen störte kein bisschen, denn es gab im Grunde viel zu sehen. Der nächste Shintō Schrein, er hieß Heian Shrine. Ok. Einen noch. Wir wollten in den Garten der Tempelanlage, sie sah auf den Bildern hübsch aus. Leider wurde uns der Zutritt verwehrt. Warum? Wir wissen es nicht, vermuten aber, dass er nur für Einheimische zugänglich ist.
Gut. Plan. Zurück über die Geisha-Straße zum Hostel. Einkaufen. Essen. Duschen. Bett.
Die Geisha-Straße, auch hier Touristenschwärme. Jeder wollte mit ein bisschen Glück eine echte Geisha sehen. Doch wie beim Mount Fuji ist hier viel Geduld gefragt. Geschenkt wird dir nichts. Geishas sind Künstlerinnen die traditionelle japanische Unterhaltungskünste beherrschen. Sie bieten tänzerisches und musikalisches Geschick an. Eine Geisha ist sehr teuer und exklusiv.
Am nächsten Tag starteten wir einen Tagesausflug nach Kanazawa.
Mit dem JR ging es Richtung Norden an die Küste, etwa 260 Kilometer von Kyoto entfernt. Mit dem Shinkansen jedoch im Handumdrehen erreicht. Was es da gab? Besseres Wetter als in Kyoto. Der Schirm und die Jacken kamen trotzdem mit. Sicher ist sicher.
Wir besuchten ein japanisches Schloss und einen großen Garten. Wir zogen das volle Touri-Programm ab. Es nieselte. Nein, den Schirm benützen wir heute nicht. Jacke reicht. Es blieb bewölkt, tatsächlich aber war das Wetter besser als in Kyoto. Es gab noch zwei Stadtviertel zu sehen. Eine in der die Samurai damals lebten und eines der Geishas.
Wer einmal nach Kanazawa kommt, die Samurai Straße lohnt sich leider nicht. Wir waren enttäuscht. Hingegen bei den Geishas waren die Häuser der Straße mit Holz verkleidet. Enge Gassen. Viele Teehäuser und kleine Lädchen. Einmal huschte uns sogar eine über den Weg, aber zu schnell um begreifen zu können, dass es in diesem Augenblick tatsächlich eine war. Doch Andy hat zufällig einen Fotobeweis. Es war ein guter Tag. Schon alleine ohne Schirm. Wir sind unheimlich viel gelaufen und nach der Dusche und dem Abendessen fiel ich schwer ins Bett.
Nächster Tag. Regen. Busfahrt. Regen. Philosophen-Weg. Regen. Tempura-Essen. Regen. Hostel. Regen. Serien. Regen. Chillen. Regen. Ausgehmeile. Regen. Steakessen. Regen. Einkaufen. Regen. Reiseplanung. Regen. Bett. Regen.
Heute erfuhren wir durch Zufall was die Ursache unseres Wetterproblems war. Ein Taifun. Taifun LAN zog vom Meer über Japan und verursachte dieses miese Wetter. Heute am Sonntag war es nicht nur sehr regnerisch sondern auch windig. Kalt und nass. Wir entschieden uns für einen Museumsbesuch. Schätze aus ganz Japan wurden hier im Museum von Kyoto zusammengetragen und ausgestellt. Ein Deutscher hat uns die Ausstellung ans Herz gelegt und meinte sie wäre lohnenswert. Skulpturen, Schriftrollen, Keramik, Kimonos, Textilien und vieles mehr. Aber ehrlich gesagt hätte wir uns das Geld auch sparen können. Es gab zwar einiges zu sehen, aber die Menschenmassen die an diesem Sonntag ins Museum drückten waren schrecklich. Jeder wollte die japanischen Schriftzeichen auf den ausgestellten Schriftrollen lesen und begutachten. Laaaangweilig. Wir konnten eh nichts entziffern. Also weiter in das nächste Stockwerk, aber auch hier. Leider nichts wirklich Interessantes für Touristen zu sehen. Schade.
Nachmittags beschäftigten wir uns mit unserer weiteren Reiseplanung auf den Philippinen. Wir reden meist nur darüber, wo wir hinwollen, was wir machen wollen und wie das Wetter vor Ort ist. Auch die Frage, wollen wir nur die Philippinen machen oder zieht es uns noch woanders hin bleibt weiter offen.
Tagesausflug nach Nara.
Derzeit kein Regen, sieht aber schon wieder stark danach aus. Laut Wetterbericht soll es aber diese Woche besser werden. Na warten wir es mal ab. Der Taifun hat sich verzogen. Auf dem Weg nach Nara, stiegen wir an einem weiteren Sightseeing-Stopp aus. Der Fushimi-Inari-Schrein. Auch hier wieder viele Menschen die begeistert Fotos von den orangenen Toren schossen, trotzdem war es der Stopp wert. Also wir fanden es toll dort.
Danach ging es weiter mit der Nara Line. Diese führt direkt von Kyoto nach Nara und ist mit unserem JR-Pass fahrbar. Sprich keine zusätzlichen Kosten. Tja, nur hat uns der Taifun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da scheinbar die Gleise mit Bäumen versperrt wurden, ging unsere Zugfahrt nicht weiter. Wir mussten umsteigen und in eine private Linie wechseln. Das kostete uns pro Person nochmal 14 Euro extra. Da lob ich mir mal den Schienenersatzverkehr in München. Ewiges Chaos. Aber keine zusätzlichen Kosten die anfallen. Kurz überlegten wir sogar unseren Tagesausflug nach Nara zu canceln. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Unsere Stimmung war ziemlich angespannt und wir waren sagen wir es mal so, wir waren echt sauer. Wir wollten den JR-Pass nutzen und sollten jetzt mehr Geld bezahlen. Wir entschieden uns trotzdem unseren kleinen Ausflug fortzufahren und kamen in Nara an. Die Stimmung besserte sich. Das Besondere in Nara sind die wilden Rehe die dort in der Stadt leben. Ja richtig gelesen. Dort laufen nicht nur in Parks, sondern auch auf der Straße Rehe und Hirsche (ohne Geweih) rum. Sie sind an Menschen gewohnt und du kannst dort Kekse kaufen und die Tiere füttern. Und wenn sie nicht genug haben beißen sie auch gerne mal in die eine oder andere Regenjacke und fordern damit Nachschlag. Wir liefen noch ein wenig rum und gingen einen Weg entlang der angeblich mit 1000 steinernen Laternen gesäumt ist. Am Ende natürlich ein Schrein. Also keine Schreine mehr für mich. Irgendwann ist es genug. Und bei mir war irgendwann – JETZT. Auf dem Rückweg wollten wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Bamboo Forest machen, der gleich an Kyoto anschließt. Es wurde schon dämmrig und wir verpassten die Haltestelle. Kleiner Umweg später und wir spazierten durch das saftige Grün der Bambusbäume. Auch hier waren die Ausmaße des Taifuns zu sehen, viele waren umgeknickt und die Aufräumarbeiten im Wald im vollen Gange. So jetzt aber ab ins Hostel. Der Hunger machte sich bemerkbar und packen steht noch auf dem Programm, da es morgen endlich weiter geht. Übrigens es gab heute keinen Regen und wir haben die Sonne gesehen.